Ⅲ | Tag der Abrechnung
... sieben Uhr dreißig.
Na, beeindruckt? Wenn ich keine Gnadenfrist bekomme, warum dann du? Kaffee kannst du dir in die Haare schmieren! Hab ja schon Zähne geputzt.
[...]
Und schon sind wir auf dem Bußgang zum Schafott.
Schande! ... Schande! ... Schande! ... Schande! ... Schande! ...
Ich bin extra etwas früher losgegangen, damit ich langsamer gehen kann. Wäre ja auch unpassend, dort hinzueilen, wo ich hin muss. So, als würde ich es nicht schnell genug erwarten können. Das wird schließlich kein einfacher Spaziergang durch den Streichelzoo-Ponyhof vom Schlaraffenland.
Mann, ist das arschkalt. Pisswetter und Wind. Was gäbe es passenderes zu diesem schweren Gang. Brrrrr.
Hab ich alles dabei?
Eintrittskarte? – Check.
Galgenhumor? – Check.
Handy für Notfälle? – Check.
Mut? ... Mut? ... Hab ich natürlich neben meinen Nerven und der ganzen Coolness zu Hause vergessen. Schnuppe! Die wären mir nachher spätestes am Eingang eh aus der Tasche gefallen.
Guck mal, da rechts ... das alte Schlachthaus. Und gleich kommt links das Bestattungsinstitut. Direkt dahinter ist der Friedhof. Wenn ich an Omen glauben würde ... wenn ... dann würde auch das Lied „Highway to Hell" von AC/DC, das der Typ im Auto da gerade hört, mir ernsthafte Sorgen machen.
Komm, lass uns doch lieber etwas schneller gehen. Nur so ... nicht, dass ich an sowas glauben würde!
Verdammt, dahinten ist es schon. Warte mal! Eigentlich könnte ich das doch lieber noch einmal verschieben. Mir ist grade eingefallen, dass ich heute doch eigentlich diese wichtige Sache machen wollte.
Ach, verdammt! Wem mache ich hier was vor!? Zähne zusammenbeißen und ... FUCK, SHIT, Mist-kack-verdammte-Scheiße! Warum nehme ich mich selbst auch wörtlich!? Du blöder Idiot!
Nein, Mann – Verzeihung, oder Frau –, ich meinte nicht dich!
Da fällt mir ein: Können Auren eigentlich auch Schmerzen spüren?
Nur so. Wenn du noch gehen willst, tu dir keinen Zwang an. Ansonsten kannst du mal die Tür aufmachen, wir sind nämlich da.
Danke.
Spürst du den eisigen Hauch? Dieses seltsame Gefühl, das diese Tür sich für immer hinter uns schließen könnte? Verriegelt von den unsichtbaren Häschern irgendeiner finsteren Präsenz. Wir sollten nicht den Aufzug nehmen! Ich habe so ein seltsames Bauchgefühl.
[...]
Und? Treppe war besser, oder? Irgendwie weniger beklemmend. Nur meine Macke, Treppenstufen mitzuzählen, hat mir nicht erspart, drei Mal bis dreizehn zählen zu müssen. Drei mal dreizehn ist neununddreißig – Quersumme zwölf – plus die eine Stufe vor dem ersten Treppenabsatz: wieder dreizehn! So langsam bekomme ich doch Muffensausen.
Aber jetzt sind wir oben. Keine Panik. Das ist bloß eine stinknormale Tür. Gut, der Griff sieht aus, als hätten sich daran bereits hunderte meiner Vorgänger mit Krallen und Zähnen zur Wehr gesetzt, dort hineingezerrt zu werden, aber sonst ... eine stinknormale Tür.
Also los! Es ist ganz einfach. Zittrige Hand – Türklinke – drücken – öffnen.
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